29.5.16

Eine Esche

Tja, warum fährt Frau Strickwerk für einen Tag auf die Alb - nur um die Ruine Hohenneuffen zu besuchen?
Nein - natürlich nicht. Es ging um die Erfüllung eines Spinn-Traums. Ich konnte gestern mein Spinnrad bei Herrn Leichten abholen. Unter SpinnerInnen ein Begriff - alle anderen müssen einfach glauben, dass dieses Spinnrad eine kleine Reise wert ist.

Mein erster Kontakt mit einem Leichtlen-Rad vor ein paar Jahren entlockte mir eher den Kommentar: "ja, ganz nett, aber so ein bisschen altmodisch das Rad. Ich mag ja lieber die Modernen, so wie meine Anna."
Ein paar Monate später saß ich dann an so einem "altmodischen" Rad von Herrn Leichtlen - und schon war ich begeistert und gefangen. Ja, die Optik ist die eines alten Rades - aber so ausgefeilt gebaut und technisch auf neuem Stand (Kugellager) - es ist das reine Vergnügen dieses Rad zu spinnen. Dann erfuhr ich nach und nach, mit welcher Liebe und besonderen Sorgfalt diese Räder gebaut sind.
Langer Rede gar kein Sinn - ich wünschte mir auch ein Leichtlen-Rad. Klar kann ich immer nur an einem Rad spinnen und ich bin immer noch hochzufrieden mit meiner Anna von Tom Walther. Doch das Leichtlen-Rad spinnt sich anders - andere Technik, andere Möglichkeiten.

Es ist gar nicht so einfach ein Leichtlen-Rad zu erwerben. Herr Leichtlen ist keine Firma, er nimmt keine Bestellungen an, er ist schon alt und baut Räder aus Begeisterung und so viel oder so wenig wie er kann und mag. Letztes Jahr in Backnang habe ich ihn kennen gelernt und ihm meinen Wunsch angetragen. Ohne etwas zu versprechen hat er den Wunsch und meine Adresse notiert.

Er war sehr krank, die Nachricht, dass er gar keine Räder mehr baue geistert durch das Netz. So ist es auch. Und doch hat sich für mich ein sehnlicher und großer Wunsch erfüllt. Und ich kann euch glücklich, stolz und verliebt meine Oliven-Esche präsentieren:



Die hübschen kleinen Kreisel gab es als Dreingabe.


Und natürlich habe ich schon gestern angesponnen - ein gut gehütetes Schätzchen von Melinoliesl erschien mir als besonders geeignet dafür - de witte hof op de warft.



Kindheitserinnerungen - auf die Alb

Gestern haben wir einen Ausflug gemacht und Hohenneuffen besucht.

Als Kind und Jugendliche war ich viele Jahre in Folge mit meinen Eltern auf der Schwäbischen Alb. Damals fand ichs oft langweilig, vor allem als ich älter war. Aber die Landschaft hat Spuren in meiner Seele hinterlassen - wenn ich heute dorthin fahre habe ich sofort ein vertrautes Gefühl. Es ist ein bisschen wie heimkommen.

So auch gestern - bei Merklingen kaum herunten von der Autobahn musste der Beste Ehemann an jeder zweiten Kurve die "ach-wie schön"-Seufzer ertragen. Auf dem Neffen sah es dann ein wenig unfreundlich aus - rundherum regnete es schon an vielen Stellen und die Wolken sahen recht unfreundlich aus. Trotzdem - ein bisschen Panorama gibts ja immer. Eines sogar mit Schafen!









Weben - nachgetragen: Tag 2 bis 4

Oje, der Mai ist schon fast um und ich schulde euch noch die weiteren Tage des Webkurses. Ich war an den übrigen Tagen wirklich rechtschaffen müde und konnte mich nicht mehr aufraffen Blogartikel zu schreiben.

Also hier Fotos und Kurzbericht über die übrigen drei Tage.

Tag 2
Bevor wir ans Werk gingen musste ein bisschen Theorie sein: Wie zeichne ich eine Webpatrone und was bedeuten die mir bisher unverständlichen Zeichen und Kürzel. Davor hatte ich im Vorfeld am meisten Respekt - aber siehe da, es ist gar nicht so schwer. Ich lerne sowas einfach besser über geduldig aufgedröselte Erklärung als aus einem Buch. Erfolg: abends konnte ich ohne Probleme die Patronen in meinem Webbuch entschlüsseln - Hurra!

Mit fertig gezeichneter Patrone für einen 4er-Köper an den Webstuhl.


Schneiden - die Kettenden sind gut abgebunden, so kann nichts davonhuschen. Jetzt kann ich die Schlinge aufschneiden.

Davor stand das Litzen zählen - denn einfädeln beginnt links und die Mitte sollte dann auch wirklich bei der Hälfte der Fäden sein. Bei 150 Fäden recht überschaubar - bei voller Webbreite ganz schön viel Zählerei. Die erste Litze ist hier schon belegt.



Und wieder ist Aufmerksamkeit gefragt - beim Köper ists ja recht leicht - 4 Schäfte und die Litzen der Reihe nach in Schaft 1 bis 4 verteilen. Trotzdem habe ich jedes Mal kontrolliert ob ich im richtigen Auge eingefädelt und keine Litze ausgelassen habe.

Alle Fäden verteilt


und hier auch bereits durch den Kamm gefädelt. Fehlt nur noch das Anbinden am Warenbaum. 


Das Einfädeln an sich ging mir recht flott von der Hand - ist ja im Prinzip nicht anders als am Rahmen und die Handhabung (wie geht der Faden am einfachsten durchs Loch) ist mir schon vertraut. Ebenso das Anbinden undKontrollieren der Kettfadenspannung.

Blieb noch das Anbinden der Tritte. Da habe ich mich dann  noch mal so richtig verhaspelt und musste noch einmal neu binden. 

Schaut im Rückblick gar nicht so aufwändig aus - aber wir haben den ganzen Tag gebraucht. So um 17.30 Uhr habe ich die Webschule verlassen und am nahen Klostersee entspannt unter blühenden Bäumen gesessen.



Tag 3
wir weben!

Spulen füllen - das macht richtig Spaß, so ein Spulenwickler ist ein schönes Spielzeug. Die gefüllte Spule wird dann in ein Schiffchen geklemmt - fertig und webbereit.

angewebt - Köper 


und Kreuzköper - das sieht im einfarbigen Teil schöner aus als mit viel Kontrast

Mein Favorit: Fischgrät. Nach den ersten Versuchen mit verschiedenen Möglichkeiten und Farben war die Aufgabe einfach Stoff zu weben und vielleicht eine erste Erfahrung mit dem "webflow" zu machen

Tag 4: Einfach weben, wenn möglich bis ans Ende der Kette. Dann Webstück abnehmen, Fransen knoten - und genießen!




Das Endprodukt ist ein ca. 25-30 cm breiter Musterschal, der im Moment dekorativ in meinem Arbeitszimmer hängt. Letztendlich werde ich wohl kleine Täschchen draus nähen.

Das Wochenende war zwar recht anstrengend - viel Input und Neues - aber auch sehr befriedigend. Wir haben wirklich ein langes Stück gewebt und jede konnte dabei ihre persönlichen Farbvorlieben ausprobieren. Die Stimmung im Kurs war sehr gut, die Kursleiterin sehr erfahren, geduldig und hat alle Fragen beantwortet, war stets hilfsbereit und ermutigend zur Stelle. Ihre Freude am Tun und am Weben war spürbar. 
Ich habe viel gelernt und vieles verstanden. Und natürlich wünsche ich mit jetzt einen kleinen Webstuhl. Wird noch ein bisschen dauern - das Sparschwein ist grad geleert worden - warum erfahrt ihr gleich.




5.5.16

Weben Tag 1 - kurzer Bericht

Wir sind schon ganz früh aufgestanden und losgefahren - und hatten eine fast leere Autobahn und eine wunderbare Fahrt nach Sindelfingen. Die kleine Stadt wie ausgestorben und wir fanden erst mal gar keine Café um noch zu Frühstücken. Also doch gleich ins Hotel und dort schnell gefrühstückt.
Und dann wars auch schon Zeit für die Webschule, die nur 7 Min. entfernt vom Hotel ist.

Wir sind zu sechst im Kurs - fünf Frauen und ein Mann. Wir sind alle echte Anfänger, auch wenn einige bereits einen Webstuhl zu Hause stehen haben.
Zuerst bekamen wir einen Rundgang durch das kleine Museum. Dabei wurden auch gleich viele Fragen zur Technik der Webstühle beantwortet.

Und dann durften wir gleich selbst tätig werden. Farben aussuchen für das Webstück. Wir weben nur einen schmalen Streifen - schließlich sollen wir nicht alle Tage mit Kette schären und bäumen verbringen. Also drei Farben für eine Kette mit ca. 150 Fäden und 3,5 Metern Länge.


Dann ging ans Schären - auf einem Schärbaum. Meiner war ein wenig widerspenstig und wollte sich nicht so recht drehen, ich musste also ziemlich viel schubsen. Ich will nicht wissen wie lange es dauert eine 10-Meter-Kette mit 800 Fäden zu schären - das dürfte selbst mit so einem Komfort-Werkzeug reichlich Geduld brauchen. Auch so verging schon Zeit bis wir alle fehlerfreie Fadenkreuze alle Fäden auf dem Schärbaum hatten.




Nächster Schritt: Fadenkreuze fixieren, Kette an den Schlaufen und im Verlauf abbinden. Anschließend abhäkeln. Das ging recht fix. 

Und jetzt erst an den Webstuhl. Ich webe auf einem Modell von Traub. (Im Werkraum habe ich einen richtig kleinen Webstuhl entdeckt, der würde glatt in mein Zimmer passen...).
Das Aufbäumen muss ich mir später selber noch mal in die einzelnen Schritte zerlegen. Jedenfalls ist es tatsächlich äußerst hilfreich das zu zweit zu machen, damit die Kette gleichmäßig gespannt ist. 
Was mir auf die Schnelle zum Aufbäumen einfällt: sorgfältig arbeiten und lieber alle Handgriffe zweimal kontrollieren. 

Die Kettenden sind auf dem Reedekamm verteilt - und seht ihr den Fehler? Da hab ich doch glatt ein Fach ausgelassen... War zum Glück leicht und schnell zu korrigieren.

Fadenkreuz fixiert

Morgen geht es weiter - Litzen fädeln, Tritte anbinden. Wir werden alle Köperbindung weben. Zuerst war ich enttäuscht, ich wollte doch so gern schön "richtige" Muster weben. Mittlerweile denke ich Köper ist vermutlich Herausforderung genug.

Ich werd jetzt die einzelnen Schritte noch mal nachlesen und mich ein wenig sortieren.


4.5.16

Dazwischen

"Wir brauchen einen Tag mehr" war das Fazit letztes Jahr nach unserem Freundinnen-Handarbeits-Wochenende. Also fuhren wir schon am Donnerstag in ein langes Wochenende nach Kochel. Vertrauter Ort, die immer gleiche Unterkunft im Stubencafe Giggerer. Auch dieses Jahr verwöhnte uns die Sonne auf dem Balkon, auch wenn wir auf verschneite Berge schauten - der Kälteeinbruch hat dort den Winter noch einmal zurückkehren lassen.
Wir waren einen Tag länger - und alle gefühlt weniger produktiv als die Jahre vorher. Dafür haben wir viel gesungen. Es ist ja schließlich kein Leistungscamp sondern ein Wollness-Wochenende.

Blick von Balkon auf den Jochberg - es war offenbar tolle Thermik, denn die dort startenden Gleitschirmflieger schwebten wie im Aufzug nach oben.



Apfelblüte

und ein ganzes Feld voller "Blutströpferl" 





Die Anna blickt zum Herzogstand

Tortenparadies!

Der Babypullover wurde fertig - gerade rechtzeitig, denn das erwartete Mädchen kam ein paar Tage vor Termin am Sonntag zur Welt. Ich habe endlich mal ernsthaft mit dem Mustersticken begonnen und eine erste Kachel "blackstitch" gestickt. Ein bisschen gesponnen und kaum mehr als vier Reihen am Heaven gestrickt...

Der Streifenpulli - hier in Kombination mit der Windelpopohose.

Nach drei Jahren bekam auch die Knubbeline endlich ihren Rock - dass dieser Kleinkram immer nicht auf die Nadel mag und dann geht es letztendlich ganz schnell...

Dazwischen liegt heute der Geburtstag des Jüngsten Sohns. 21 Jahre und damit "echt" volljährig! Es ist einfach unglaublich - es war doch gerade erst, dass wir mit dem kleinen Bündel aus dem Geburtshaus nach Hause gefahren sind, der Blondschopf die Familie durcheinander gewirbelt hat, im Spiel vertieft alles vergaß, so ungern zur Schule ging, so viel draußen unterwegs war, nicht still sitzen konnte... Jetzt ein junger Mann, ziemlich geduldig und ausgleichend, gewissenhaft und zuverlässig.

Also ist heute Tortentag und abends gibt es vor der Torte Suppe für alle Gäste - denn am Nachmittag hat quasi niemand Zeit... 




Warum dazwischen? Weil ich morgen ganz ganz früh nach Sindelfingen aufbreche und ein zweites langes Wochenende handwerkend verbringe. Ich mache einen Webkurs im Haus der Handweberei - 4 Tage auf dem Webstuhl mit Entwerfen, Schären, Bäumen, Verschnüren und allem was dazu gehört. Ich bin ganz aufgeregt und gespannt. Und freu mich sehr, dass der Beste Ehemann mich begleitet. Er geht derweilen ein wenig wandern, Segway fahren in Stuttgart und wird die freien Tage bei schönem Wetter genießen.