bei ihr und bei ihr gelesen - ein für mich immer wieder heißes Thema, der Umgang mit Alkohol.
Ich bin in einer eher abstinenten Familie groß geworden (maßvolle Genusstrinker wäre vielleicht die richtige Beschreibung) - die Schnapsflaschen für den Besuch hielten meine ganze Kindheit, der Wein kippte regelmäßig und das Bier wurde auch manchmal alt. Trotzdem hatten alle Kinder ein eigenes Bierkrügerl, aus dem Karamalz getrunken wurde und später auch mal ein bisschen Radler. Zu wilden Partyzeiten im Teenageralter habe ich alles mögliche probiert (Apfelkorn!) aber nur wenig vertragen, mir wurde und wird schlecht bevor ich betrunken bin. So blieben mir sowohl ausgiebige Räusche als auch Katerstimmungen erspart - weniger durch Vernunft oder Verbot als durch körperliche Grenzen. Alkohol ist für mich heute ein Genussmittel - ich trinke selten und wenig, aber ganz gern Wein und auf Festen auch Cocktails.
Der Beste Ehemann kommt aus einer eher gesellig-trinkfreudigen Familie, teilweise mit eindeutiger Suchtproblematik. Er selber ist heute ein regelmäßiger Biertrinker - das Weißbier am Abend ist Ritual, seit einigen Jahren sind es meist eher zwei. Wir streiten immer mal wieder darüber, ob das nicht auch schon eine Form von Abhängigkeit, also Alkoholismus ist. Manchmal übt er sich danach in Enthaltsamkeit (vielleicht um mich zu widerlegen).
Als Vorbild haben meine Söhne also sowohl den maßvollen, aber doch gewohnheitsmäßigen Umgang mit Alkohol und den eher enthaltsamen gelegentlichen Genuss.
Völlig einig waren und sind wir uns darin, dass Alkohol in keiner Form - auch nicht als Moncheri-Kirsche oder mit Limo verpanscht - in Kindermund gehört. Sie durften riechen und schnuppern, aber nicht trinken. Erwachsenen-Getränk eben, genau wie Kaffee. Zur Firmung (mit 14) gibt es dann schon mal ein Glas Sekt, am 16. Geburtstag dann auch offiziell das erste Bier.
Als der Älteste Sohn ins Party-Alter kam war er ganz aktiv in einer Jugendgruppe der Kirche und bei der Feuerwehr. In beiden Gruppen überwiegend Buben - und man glaubt es kaum, vor allem in der Kirchengruppe wurde fröhlich Alkohol getrunken. Es gab mehrere wirklich üble Erlebnisse mit Vollrausch, totalem Filmriss, üblem Katertier und allem was dazu gehört. Immer wieder Gespräche und Diskussionen mit uns über den Umgang mit Alkohol. Am meisten erschütterte mich, dass diese Jugendlichen nicht wie wir früher bei Festen und Feiern Alkohol und davon zu viel tranken, sondern eigentlich immer wenn sie beieinander saßen. Manchmal verlor ich mein Vertrauen in "das ist alles nur ein Phase" und nahm mit Erschrecken wahr, dass der Älteste Sohn sich nur schwer oder gar nicht aus diesen Gruppenzwängen befreien konnte. Der Erwerb des Führerscheins brachte die Wende - plötzlich gibt es einen guten und vertretbaren Grund nicht zu trinken, weil man nämlich der Fahrer ist. Heute trinkt er wenig und meist sehr kontrolliert.
Der Mittlere Sohn darf mit siebzehn ja auch bereits Bier kaufen und trinken. Schmeckt ihm aber nicht. Wein auch nicht. Wenn überhaupt, dann vielleicht diese Alkopops. Aber er trinkt eigentlich eher keinen Alkohol. Und obwohl auch er einige Freunde hat, die immer eine Gelegenheit finden, zu feiern um zu trinken, ist er ziemlich unabhängig und frei in seiner Peergroup. Vielleicht auch manchmal ein bisschen einsam. Wir sind gespannt was noch kommt aber bei ihm bin ich ziemlich gelassen und unbesorgt.
Der Jüngste Sohn, noch zu jung für alles, ist ziemlich neugierig. Wenn er doch nur auch schon mal probieren dürfte! So cool die Bierflasche ansetzen, irgendein stylisches Cocktail mixen... Er übt schon, die Flaschen an der Tischkante, mit der Gabel oder dem Feuerzeug zu öffnen, damit er gerüstet ist für später. Und wenn schon nicht die alkoholischen, dann wenigstens die alkoholfreien Drinks, die aber schon so toll ausschauen. Ich fürchte, ihm wird alles möglich schmecken. Und wenn es grad trend und cool ist, ob er sich da entziehen kann? Das Glück ist im Moment, dass sein Freunde alle noch nicht auf diesem Trip sind und die Treffen und Feiern sich noch um viel Cola und Chips und stundenlange Konsolenspiele drehen.
Für meine Familie stelle ich fest, dass Vorbild und Erziehung einfach nur einen Teil ausmachen. Der Rest ist Persönlichkeit des Kindes (klar, auch da wieder ein Teil Erziehung) und die Freunde, die Clique zu der man gerne gehören will. Für meine Kinder - alles Söhne - ganz stark auch welches Bild von Männlichkeit sie für sich verinnerlichen (sehr verschieden bei unseren Söhnen, obwohl ja alle in der gleichen Familie aufwachsen).
Gesamtgesellschaftlich betrachtet finde ich eindeutig, dass Alkohol als Droge nicht wahrgenommen wird. (Wer im Supermarkt die Kassiererin anspricht und den Jugendlichen den Schnaps aus der Hand nimmt ist wahrlich uncool!) Der Umgang damit ist in der Regel eher lässig und Alkoholprobleme werden in unserem Umfeld immer noch als Problem von Randgruppen wahrgenommen. Was natürlich nicht stimmt. Die gepflegte Art der Alkoholabhängigkeit ist aber eben sehr gesellschaftsfähig. Wer nicht genau hinsieht kann auch leicht drüber wegschauen. Das kann ich nicht. Wegen der Abhängigkeiten in der Familie und auch wegen des inzwischen an den Folgen seines jahrelangen Alkoholmissbrauchs verstorbenen Freundes.
Ich wünschte mir, Alkohol verlöre sein Image von: cool, lässig, tolles Lebensgefühl, Freiheit, Geselligkeit.
Weniger oder gar keine Werbung mehr dafür und schon gar nicht für diese so süffig und leicht daher kommenden Mixgetränke, in denen man den Alkohol gar nicht mehr schmeckt.
das ist sicher ein thema, das man endlos diskutieren könnte. ganz traurig immer wieder die folgen solcher jugendlichen alkoholexzesse, auch hier in österreich. wo die ursachen dafür liegen ? eine einzige antwort darauf wird es nicht geben. in vielem, das du schreibst, hast du recht. am guten vor-leben allein liegt es sicher nicht. der eine ist verführbar, der andere nicht. der eine ist durch gewohnheit gefährdet, dem anderen reichts nach dem ersten mal zuviel. nichts davon lässt sich verallgemeinern, das macht eine antwort auch so schwierig,
AntwortenLöschenslg rena
das unterschreibe ich.
AntwortenLöschenich fürchte allerdings, dass sich die alkoholgeschichten in zukunft eher noch verdramatisieren, und das macht mir sorge um meine (ungeborenen) kinder...
ein großes, oft unter den Tisch gekehrtes Thema.
AntwortenLöschendu hast recht die Gesellschaft und das Vorbild machen viel aus. aber eben nicht alles. leztlich liegt sehr viel in der Persönlichkeit des einzelnen. und Balance und Maß halten in diesen Dingen ist doch wahrlich oft sehr sehr schwierig.
deine offenen Worte tun mir gut.
ganz liebe Grüße Elfi
Ein überaus wichtiges Thema! In unserer Familie wird, mal ein Likör angesetzt und der reicht ebenso Ewigkeiten. Ein Glas Wein im halben Jahr zeugt noch nicht von Alkoholismus. Die Familie hat eine Vorbildfunktion. Und der Zugang heute zu allem, schon im jüngsten Alter,- man darf doch nichts verwehren, oder aber man ist gleichgültig - , der ist einfach immer noch viel zu einfach. Eltern haben nicht alles in der Hand, aber sie können die Grenzen - ganz richtig - aufweisen. Und alkoholfrei Mixgetränke, die schmecken gut zubereitet, viel besser als sämtlicher Alkohol.
AntwortenLöschenLG, Brigitte