22.1.08

Schulisches (Misere)

Dazu habe ich ja schon lange nichts mehr geschrieben. Mehr weil ich beschlossen habe, mich einfach nicht mehr auf zu regen - wie zum Beispiel vorgestern, als ich ganz unaufgeregt, mit Wertschätzung und Achtsamkeit, dass die Lieblingsteetasse nicht kaputt geht, das Lateinbuch des Jüngsten Sohnes samt Übungsheft durchs Zimmer geschmissen und nur ein klein wenig dabei rumgeschrien habe....
Aber davon wollte ich eigentlich gar nicht berichten.

Nein. An der Schule - nicht nur an unserer  - gibt es jetzt ein Budget, mit dem die Schulleitung Ersatzlehrer einkaufen kann, wenn ein Lehrer krankheitsbedingt für längere Zeit ausfällt. Hört sich gut an? Dachte ich auch. Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es manchmal besser ist, der Unterricht fällt einfach aus.
Bei dem Jüngsten Sohn betrifft des den Mathe-Unterricht. Stoff sind gerade Terme mit mehreren Variablen. Also wichtige Grundlage für alles was so später noch kommt in der Mathematik.
Die vor den Weihnachtsferien eingesetzte Mathelehrerin kam von der Uni, wo sie Studenten Mathe beigebracht hat. Ob das angehende Lehrer waren ist nicht bekannt - wir hoffen aber nicht. Wir Eltern sitzen ja nun nicht im Unterricht, aber was so als Ergebnis bei uns ankam, ließ doch sehr zu wünschen übrig. Trotz Absprachen mit dem erkrankten Mathelehrer klappte irgendwie nichts. Die schon angekündigte und vorbereitete Schulaufgabe wurde dreimal verschoben, bis keiner mehr wusste wann sie eigentlich geschrieben wird. Dabei wurde munter neuer Stoff durchgenommen, der alte nicht mehr wiederholt - die Schulaufgabe aber dann über den alten geschrieben. Die Ersatzlehrerin hielt es nicht für nötig, sich über Gepflogenheiten an der Schule oder Vorschriften für Prüfungen zu informieren. Der Jüngste Sohn begriff eher wenig in ihrem Unterricht - ob es an mangelnder Didaktik oder der mittlerweile großen Unruhe in der Klasse lag blieb unklar.
Jetzt unterrichtet eine Französin, die vor den Ferien als Französisch-Lehrerin eingesprungen war, aber auch Mathematik studiert hat und deshalb jetzt eben Mathe unterrichtet. Ob sie t Lehramt studiert hat ist nicht bekannt. Zweifellos beherrscht sie die Mathematik und verfügt über echt französische Leistungsansprüche. Sie gibt seitenlange Hausaufgaben auf - was ich persönlich jetzt zu verkraften finde. Auch dass sie mit französischem Akzent spricht. Offenbar sind aber die Hausaufgaben so umfangreich, dass die Zeit im Unterricht nicht für eine Nachbesprechung reicht. Deshalb gibt es einfach ein Korrekturblatt, mit dem die Kids sich dann selbst überlassen bleiben. Da es ja aber in dieser Stunde wieder massenhaft Hausaufgaben gibt - wieviele Kinder arbeiten diese Lösungsblätter durch? Die letzte Ex zeigte - verschwindend wenige. Durchschnitt 4,9. Beste Note vom hochbegabten Klassenprimus 3 (und das war die Einzige!). Da zweifelt man aber natürlich nicht an der Fragestellung, dem Schwierigkeitsgrad der Ex (angepasst an Kenntnisstand der Klasse?), fragt nicht danach, ob das im Unterricht alles wirklich geübt und vorbereitet wurde. Nein - die Klasse, sprich die Schüler sind schuld. Und sollen sich jetzt endlich und gefälligst mal besser benehmen.

Okay, wie alle anderen pubertierenden Siebtklässler sind auch diese sicher nicht einfach zu bändigen. Immerhin ja auch eine Klasse mit dreissig Schülern in recht kleinem Klassenzimmer. Schon mal schlechte Ausgangslage. Und hey - auch die Schule weiß, dass die 7. und 8. Klassen immer schwierig sind. Kann man sich da mal was überlegen? Da muss man doch nicht jedes Jahr wieder überrascht sein, wenn aus den "braven" Sechstklässlern die "wilden" Siebtklässler werden. Und wer da pädagogisch nicht fit ist, hat ziemlich verloren.

Ich bin enttäuscht und habe den Eindruck, dass früher besser mit solchen Problemen umgegangen wurde. Und zusätzlich sorge ich mich, wie jetzt dieses Grundlagenwissen in die Köpfe der Kinder kommt. 

Deshalb - besser kein Unterricht. Dann ist wenigsten klar - das kann keiner können und wissen und der Stoff muss eben nachgeholt werden.

Das einzig positive: alle sehnen sich nach dem vorher gar nicht so beliebten Mathelehrer zurück. (Sollte ich auch noch erwähnen, dass er zudem der Klassleiter ist, seine Vertreterin die Kunstlehrerin, die das noch nie gemacht hat, einmal in der Woche in der Klasse ist und wir somit z.B. ein Rundschreiben von Mitte Dezember gestern erhalten haben? Von anderen Aufgaben der Klassleitung ganz zu schweigen...)

1 Kommentar:

  1. Liebe Christine,
    komme eben erst dazu, diesen Text zu lesen. Und was ich da so lese, bestärkt mich darin, was mein Mann und ich schon öfters gesagt haben, meine Güte, was sind wir froh, dass wir das hinter uns haben! Bei uns begann der Schulstreß im Jahr 1975 mit Sohn, der aber dann eher keinerlei Probleme hatte und immer Bester war, einschließlich Hochschulabschluss. Aber bei der Tochter sah es in Sachen Mathe nicht gut aus. Wir haben sie dann vom Gymnasium genommen und beim Umzug nach hierher in die Realschule, mit ihrem Einverständnis, in den Kunstzweig gegeben. Das war entspannend, für alle. Und trotzdem ist aus ihr dann (Jahrgang 1976) etwas geworden. Sie brauchte einfach nur länger. Verständnisvolle Lehrer hatte sie schon, zum Glück. Aber was ich dann später von Kollegen zu hören bekam - siehe oben, da war ich dann froh, dass es für uns vorbei war. Halt die Ohren steif, da müssen sie einfach durch. Herzliche Grüße, Brigitte

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